GandCrab-Analyse: 99-mal weggeklickt und trotzdem Malware installiert

14.11.2018
G DATA Blog

Die Autoren der GandCrab-Ransomware versuchen, ihre Malware mit dem geringstmöglichen Entwicklungsaufwand zu installieren. Dazu konfrontieren sie Nutzer unter anderem mit 100 Dialogen zum Wegklicken und verzichten auf eine dauerhafte Installation im System, wie unsere Analyse zeigt.

Auch Malware-Autoren versuchen, ihren eigenen Schadcode möglichst effizient zu gestalten. So verzichten sie auf unnötige Funktionen und minimieren den Aufwand, um die notwendigen Berechtigungen zu bekommen, wie eine detaillierte Analyse des G DATA Analysten Robert Michel zeigt. Er hat sich die Ransomware GandCrab in Version 4.3 genauer angeschaut und seine detaillierten Erkenntnisse auf dem Blog unserer Tochterfirma G DATA Advanced Analytics veröffentlicht. Bereits im September hatten wir über eine professionelle Kampagne gegen Personalabteilungen berichtet, die die entsprechende GandCrab-Version nutzt.

Eine seiner zentralen Erkenntnisse: Die GandCrab-Autoren verzichten an vielen Stellen auf komplizierte Lösungen, sondern versuchen stattdessen, die Nutzer dazu zu bewegen ihnen die notwendigen Rechte einzuräumen. Anhand der auf dem System laufenden Dienste versucht die Malware aber zunächst zu ermitteln, ob es sich bei dem Betriebssystem um Windows Vista oder eine aktuellere Version handelt. Bei älteren Versionen hat die Malware es leichter und muss sich nicht mit den Systemberechtigungen herumschlagen.

Malware will gar keine Adminrechte

Um auf dem System laufen zu können, braucht die Malware einige Rechte. Diese zu erlangen ist mit aktuelleren Windows-Versionen komplizierter als noch vor einigen Jahren, weil Microsoft einige Schutzmechanismen, wie die Benutzerkontensteuerung, eingebaut hat. So sollten normale Benutzerkonten nicht mit Administratorrechten versehen werden, um Infektionen vorzubeugen. Wenn ein Nicht-Administrator Software (dazu gehört auch Malware) installieren will, muss der Nutzer bestätigen, dass dies tatsächlich gewünscht ist. GandCrab versucht hingegen gar nicht erst, selbst Adminrechte zu erlangen. Stattdessen versucht die Malware, den Benutzer einzuspannen, um ihre Rechte von der Stufe „Niedrig“ auf „Medium“ auszuweiten. Dazu wird der Nutzer 100 Mal über die Benutzerkontensteuerung aufgefordert, die notwendigen Rechte einzuräumen. Klickt der Nutzer währenddessen nur ein einziges Mal auf die Schaltfläche „Ja“, beginnt die Infektion des Systems, falls keine Schutzlösung wie G DATA Total Security installiert ist.

Auch an anderer Stelle haben die Malware-Autoren offensichtlich versucht, Entwicklungszeit einzusparen. Denn die Software versucht nicht, dauerhafte Präsenz auf dem System zu erlangen. Das ist in der Regel auch gar nicht notwendig. Diese von Experten als „Persistenz“ bezeichnete Eigenschaft würde dafür sorgen, dass die Malware auch nach einem Neustart des Systems noch aktiv ist. GandCrab hat aber nach der Verschlüsselung der Dateien seine eigentliche Aufgabe erfüllt. In diesem konkreten Fall würde es also tatsächlich helfen, den Rechner schnell auszuschalten, wenn Dateien verschlüsselt werden.

In einer Weiterentwicklung von GandCrab (Version 5) ist das allerdings nicht mehr der Fall. Hier würde die Verschlüsselung nach einem Neustart einfach fortgesetzt. Die Malware-Autoren stellen außerdem sicher, dass das System auch nach der Verschlüsselung noch hochgefahren werden kann – denn sonst könnten die Nutzer die Verschlüsselungssumme nicht mehr bezahlen.

Ein weiteres Feature sorgte bei unserem Analysten für Stirnrunzeln. Denn angeblich ist in der GandCrab-Ransomware ein Kernel-Exploit für einen Treiber des südkoreanischen Sicherheitssoftwarehersteller Ahnlab enthalten. Falls das stimmt, könnte die Malware damit auf die innersten Schichten der Systemfunktionen zugreifen. G DATA-Analyst Robert Michel gibt allerdings hier Entwarnung:. „Diese Aussage halte ich für reines Marketing der Malware-Autoren. Anders als von den Entwicklern behauptet, ist es nicht ohne Weiteres möglich, mit einem einzigen Exploit die eigenen Berechtigungen auf dem System zu erweitern.“

Die Analyse zeigt also, dass auch Ransomware-Autoren Marketing in eigener Sache betreiben und mit angeblich besonders guten Features werben. An vielen Stellen sparen sich aber auch die Kriminellen unnötigen Aufwand, um kosteneffektiv handeln zu können.

 

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