Free to Play: Facebook muss Unterlagen veröffentlichen

22.01.2019
G DATA Blog

Facebook muss interne Unterlagen veröffentlichen, in denen der Umgang mit sogenannten „Free to Play“-Spielen erläutert wird. Die Dokumente geben unerwartete Einblicke.

Ein Richter in den USA hat Facebook 10 Tage Zeit gegeben, interne Unterlagen zu veröffentlichen, in denen der Umgang mit sogenannten „Free to Play“-Spielen erläutert wird. Zahlreiche Eltern hatten den Social-Media-Giganten 2012 in einem Musterprozess in den USA verklagt. Denn ihre Kinder hatten unabsichtlich die Kreditkarten der Eltern mit zum Teil tausenden Dollar belastet, indem sie Spiele auf Facebook spielten und dabei unbeabsichtigt kostenpflichtige Spielgegenstände erworben hatten. Eine Erstattung der angefallenen Beträge lehnte Facebook stets ab. Die von einem Richter erzwungene Veröffentlichung einiger Facebook-interner Dokumente ermöglicht erstmals einen Blick auf die umstrittene Praxis.

Das soziale Netzwerk befindet sich seit längerem in der Kritik, nicht nur aufgrund seiner umstrittenen Datenschutzbestimmungen. Im einem der Fälle ging es um genau 6.545 Dollar (umgerechnet ca. 5.740 Euro), die von einer bei Facebook hinterlegten Kreditkarte abgebucht wurden – für Gegenstände in einem Spiel. Facebook wies die Schuld von sich und sieht die Eltern allein in der Verantwortung.

 

Die eigene Praxis wird intern kritisiert

Intern sprechen Facebook-Mitarbeiter allerdings eine andere Sprache. So äußert nach Berichten von Reveal News (Link öffnet sich in einem neuen Fenster) ein Mitarbeiter Bedenken, weil es „für Minderjährige nicht unbedingt erkennbar sei, dass es bei Einkäufen, die im Spiel getätigt werden, um richtiges Geld geht“.
Zudem werden Nutzer, die durch Spiel-Einkäufe hohe Umsätze generieren, als „Whales“ (dt. „Wale“) bezeichnet. Der Begriff stammt aus dem Glücksspiel-Jargon. Hier werden die Spieler so genannt, die mit konstant hohen, teils verschwenderischen Einsätzen auffallen. Diese bescheren den Casinos regelmäßig hohe Gewinne.  

Dass es sich bei den Betroffenen im Falle der Facebook-Spielchen teils um nicht (oder nur eingeschränkt) geschäftsfähige Minderjährige handelt, störte den Konzern aber offenbar nicht – Erstattungen wurden in allen Fällen zunächst abgelehnt. Schließlich obliege es den Eltern, die Aktivitäten ihrer Kinder zu kontrollieren. Der ursprüngliche Prozess endete mit einem Vergleich.

In einem anderen Fall von 2015 hat ein sieben Jahre altes Kind auf dem iPad des Vaters das Spiel „Jurassic World“ gespielt und in diesem Spiel innerhalb von nur fünf Tagen In-App-Käufe über iTunes im Wert von umgerechnet rund 4500 Euro getätigt (Link öffnet sich in einem neuen Fenster). Die Ausgaben fielen erst auf, als der Vater versuchte, eine Lieferantenrechnung zu bezahlen und die Zahlung aufgrund eines nicht mehr ausreichenden Kreditrahmens abgelehnt wurde.
Glück im Unglück: Apple zeigte sich in diesem Fall (nach längerer Korrespondenz) kulant und erstattete das Geld. Solche Fälle gehören jedoch zu den Ausnahmen.

 

Warum ein Gratis-Spiel schnell teuer werden kann

Viele der so genannten „Free to play“-Spiele erfreuen sich gerade bei Jüngeren großer Beliebtheit. „Free to play“ bedeutet, dass es kostenfrei ist, das Spiel zu spielen. Um allerdings innerhalb des Spiels schneller bessere Erfolge zu erzielen, sind oft bestimmte Spielgegenstände notwendig. Diese müssen dann für „echtes“ Geld gekauft werden. Manchmal verschafft ein bestimmter Spielgegenstand, der nur gekauft und nicht erspielt werden kann, einem Spieler auch einen großen Vorteil gegenüber anderen Spielern. Unter anderem deshalb wird dieses Modell von Kritikern auch zynisch „Pay to Win“ (dt. „Zahle, um zu gewinnen“) genannt.

Keine Lust auf böse Überraschungen?

  • Kontrollieren Sie genau, welche Spiele Ihr Kind spielt und ob in-App-Käufe möglich sind.
  • Wenn Sie eine neue App installieren, lassen Sie Ihr Kind nicht dabei zusehen, wie Sie Ihr Passwort eingeben. Das mag hart klingen, aber im vorgenannten Fall hatte sich der Sohn das iTunes-Kennwort gemerkt und hinterher für die in-App-Käufe verwendet.
  • Hinterlegen Sie gerade auf sozialen Medien keine Kreditkartendaten. Falls nicht anders möglich, verwenden Sie PrepaidKarten. So begrenzen Sie im Ernstfall den Schaden.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über das Thema und machen ihm klar, dass Spielgegenstände „echtes“ Geld kosten – egal, wie hübsch und bunt die Grafiken auch sein mögen.
  • Prüfen Sie genau, welche Posten auf Ihrer Kreditkartenabrechnung auftauchen und achten Sie auch auf Mails, die über Käufe und Downloads informieren. So können Sie frühzeitig eingreifen und Schäden minimieren.

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