Eigentlich steht das Datum des Support-Endes von Windows 10 schon lange fest: Ab dem 14. Oktober 2025 sollte endgültig Schluss sein mit Sicherheitsupdates für eine Windows-Version, die zu diesem Zeitpunkt über zehn Jahre auf dem Buckel hat. Damit wird Windows 10 das Betriebssystem mit der zweitlängsten Supportzeit in der Firmengeschichte von Microsoft. Nur Windows XP wurde noch länger unterstützt, nämlich knapp über zwölf Jahre.
Letzte Frist mit Haken
Wer noch auf Windows 10 unterwegs ist und den Schritt zu dessen Nachfolger scheut, hat jetzt noch bis zum 26. Oktober 2026 Zeit, zu migrieren, bevor endgültig der Hammer fällt.
Übrigens: Dass Windows 10 das „letzte Windows“ sein würde, war nie die erklärte Absicht oder die offizielle Linie von Microsoft. Die Aussage von Development Evangelist Jerry Nixon wurde seinerzeit aus dem Kontext gerissen.
Ursprünglich sollte das zusätzliche Jahr Windows-Sicherheitsupdates kostenpflichtig werden. Wer allerdings „kostenneutral“ bleiben möchte, kann auch das schaffen. Hier kommt der eingangs erwähnte Haken ins Spiel: Wer diese Galgenfrist nutzen möchte, muss dafür die Cloud-Back-up-Funktion von Windows aktivieren. Diese ist standardmäßig mit Microsoft OneDrive verbunden, wo es 5 GB kostenlosen Speicher gibt und wo Einstellungen und Ordner online synchronisiert werden. Dazu ist ein Microsoft-Account erforderlich, mit dem auch der Login unter Windows erfolgt.
Erneuter Zwang in die Cloud
Das klingt erst einmal nicht besonders schlimm. Wenn man sich allerdings vor Augen führt, dass Microsoft seine Anwenderschaft dauerhaft an seine Cloud binden und auch einen Accountzwang umsetzt, bekommt die vermeintlich großzügige Offerte schnell einen faden Beigeschmack. Nach deren Willen sollen lokale Benutzerkonten gar nicht mehr verwendet werden und alles soll mit der Cloud verbunden sein. Schon jetzt müssen private Nutzerinnen und Nutzer, die lieber auf lokale Benutzerkonten setzen, statt sich dem Cloudkonto-Diktat von Microsoft zu unterwerfen, einige Hürden überwinden, um Windows ohne Cloud-Konto nutzen zu können.
Von Microsofts Gnaden
Ob das vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Entwicklungen taktisch klug ist, sei dahingestellt; die US-Regierung kann ein US-Unternehmen auch binnen Stunden zwingen, bestimmte Dienste nicht mehr zur Verfügung zu stellen. Ergebnis: Betroffene Nutzer sind von jetzt auf gleich von all ihren Daten abgeschnitten und könnten auch Microsoft-Dienste oder Produkte nicht mehr nutzen.
Und auch dafür gibt es einen Präzedenzfall: den Internationalen Strafgerichtshof ICC.
Microsoft legte auf Betreiben der US-Regierung die Zugänge der Behörde still, sodass diese effektiv nicht mehr handlungs- und arbeitsfähig war.
Das hat Signalwirkung: Auch deutsche Verwaltungen wollen perspektivisch Microsoft-Produkten den Rücken kehren und auf Open-Source-Software sowie einheimische Produkte setzen. Eine echte Datensouveränität und damit einhergehende Unabhängigkeit von US-Anbietern ist jedoch noch in weiter Ferne.
Was ist jetzt zu tun?
Wer derzeit noch keine Möglichkeit hat, auf Windows 11 zu migrieren, aber diese plant, kann die angebotene Option nutzen. Dabei muss sich der Nutzer darüber im Klaren sein, dass offiziell kein Weg mehr an einem Cloudkonto bei Microsoft vorbeiführt. Zwar ist es technisch möglich, in einem frisch installierten Windows 11 ein lokales Benutzerkonto einzurichten – dafür ist jedoch ein wenig Arbeit auf der Kommandozeile notwendig. Für unerfahrene Anwenderinnen und Anwender ist das nicht unbedingt empfohlen.
Es wird zusehends schwieriger, am Cloud-Zwang vorbeizukommen. Noch ist es jedoch möglich.
Wer aus bestimmten Gründen auf Windows 10 nicht verzichten kann, muss sich Gedanken darüber machen, wie das System zu schützen ist. Sicherheitslücken werden nach dem Stichtag nicht mehr zur Verfügung stehen. Mit jedem verbleibenden Tag wird das System also unsicherer. Ein solcher Rechner kann schnell zu einem Einfallstor ins Netzwerk werden. Daher müssen derlei Alt-Rechner in einen eigenen Netzwerkabschnitt verbannt werden, der keine Verbindung zum Rest des Netzes mehr hat. Ein VLAN ist hier eine mögliche Option.
Auch eine regelmäßige Komplettsicherung des Systems wird zu einem absoluten Muss.
Da Microsoft perspektivisch auch die Installationsdateien für Windows 10 nicht mehr bereitstellen wird, empfiehlt es sich für den Notfall, selbst entsprechende Installationsmedien zu erstellen und vorzuhalten.